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die Societas Jesu reicht von der Reformation bis zur Aufklärung und
illustriert so den Wandel von metaphysischen zu innerweltlichen
Deutungsmustern.
Der Vorwurf, die Freimaurerei sei durch den Jesuitenorden eigentlich erst
ins Leben gerufen worden, wurde laut Lennhoff erstmals im Jahr 1780
durch Johann Joachim Christoph Bode in seiner Schrift Pflichtmäßige
Bedenken zu dem Zirkulare des M.S.O. a Victoria vom 19. September 1780
erhoben. Bode zufolge ist die Tempelrittermaurerei eine jesuitisch gelenkte
Verbindung zur Rekatholisierung Großbritanniens unter der Herrschaft der
Stuarts. Diese vor allem im Rahmen des Wilhelmsbadener Konvents
aktualisierte Komplott-Theorie greift dabei auf ältere Elemente
antijesuitischer Propaganda zurück. In Frankreich zirkulierten bereits in den
1770er Jahren Gerüchte über eine jesuitische Unterwanderung der
Freimaurerei. Ein genauer Ursprung dieser These ist jedoch schwer
auszumachen. In Deutschland wurde die sogenannte Kryptokatholizismus-
These vor allem im Rahmen der Krise der Strikten Observanz vertreten.
Viele Strukturelemente der Strikten Observanz gaben Anlaß, eine
Verbindung zu den Jesuiten zu unterstellen: die unbekannten Obern, die
strenge Subordination, ihre religiösen Rituale und nicht zuletzt ihre
ideologische Legitimation, die Tempelritter-Legende, waren die Templer
doch ein katholischer Orden. Eine Parallelisierung von Templerorden und
Jesuiten findet sich bereits in der 1725 anonym erschienenen
antijesuitischen Schrift Schreiben des letzten Heer-Meisters der
ausgerotteten Tempel-Herren Jacob von Mulay aus dem Reich der Todten,
an den itzigen Hochwuerdigen Pater General der heil. Gesellschaft Jesu,
die Gleicheit des Ordens der Tempel-Herren mit dem Jesuiten-Orden und
des letztern besorgliche Fata betreffend.
Verstärkt wurde diese Hypothese durch die von Gottlob Franz Freiherr von
Gugomos auf dem Konvent in Wiesbaden 1776 verbreitete Legende, dass
Ignatius von Loyola einer der früheren Obern der Strikten Observanz
gewesen sei. Auf dem Wilhelmsbadener Konvent wurde die
Templerlegende verabschiedet und gleichsam durch die
Kryptokatholizismus-Theorie ersetzt. Johann Georg Zimmermann (1728-
1795) prägte für die Vertreter der Kryptokatholizismus-These den Begriff
"Jesuitenriecher". Einer der engagiertesten zeitgenössischen Verfechter
dieser These war der Berliner Verleger Friedrich Nicolai (1733-1811). J.G.
Fichte spottete über Nicolais Jesuitenphobie und verwies auf ihre
Parallelität zur antirevolutionären Verschwörungstheorie: "Die
Jacobinerriecherei ist das ächte Gegenstück zur Jesuitenriecherei, und
Barruel ist in der ersten ganz dasselbe, was Nicolai in der zweiten war."
Eines der prominentesten Opfer der Jesuitenriecher wurde der
protestantische Prediger und Publizist Johann August Starck (1741-1816).
Starcks Image als Kryptokatholik war wesentlich davon geprägt, daß er
1766 während einer Parisreise zum Katholizismus konvertiert war, obwohl
er bald darauf wieder Lutheraner wurde. Auch das Bekanntwerden seiner
Autorschaft des Saint-Nicaise, in dem er die "unbekannten Ritter" mit den
Jesuiten verglich, galt als sicheres Zeichen seines Kryptokatholizismus.
Starck beschrieb Nicolais Agitation 1788 wie folgt: "Nachdem aber Hr.
Nicolai auf seiner Reise sich hatte in die Geheimnisse des
Illuminatenordens einweihen lassen, ward das Jesuitergespenst von ihm
erdichtet, und gegen diesen durch ihn selbst ausstaffierten Kobold Lärm
gemacht."
Auch im Illuminatenorden wurde die These vertreten, daß "schon in
England, besonders aber in Schottland die Freymaurerey von den Jesuiten
zur Gründung einer Parthey gemißbraucht worden." Dabei bündeln die
Illuminaten noch einmal die verschiedenen Elemente der These von der
jesuitischen Konspiration: die Pläne zur Reinstallierung der Stuart
Herrschaft, die Templerordenlegende und die Unterwanderung der Strikten
Observanz.
Es lassen sich demnach drei Zentren der Entstehung der
Kryptokatholizismus-These benennen: Bodes Warnung vor einer
Unterwanderung der Strikten Observanz, Weishaupts und Knigges
Agitation gegen die antiaufklärerischen Aktivitäten der Ex-Jesuiten in den
katholischen Territorien und schließlich der Kreis der Berliner
"Jesuitenriecher" um Friedrich Nicolai.
Die im periodischen Schrifttum der 1780er und 90er geführte Diskussion
um die Geheimgesellschaften teilt sich im wesentlichen in zwei Phasen. Die
erste Phase ist von der Diskussion innerhalb der Berlinischen Monatsschrift
bestimmt, in der sich die Furcht vor einer katholischen Verschwörung
gegen die Aufklärung zu einem allgemeinen Mißtrauen gegenüber
geheimen Gesellschaften ausweitete, da diese potentiell in den Verdacht
gerieten, von den Jesuiten unterwandert und gelenkt zu werden. In der [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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